Schnuppern, erkunden, entdecken. Freigang ist für Katzen die ideale Daseinsform. Dein junger Stubentiger hat sich inzwischen gut ans neue Zuhause gewöhnt? Ist kastriert, geimpft und gechipt? Dann kann es rausgehen – in die große Freiheit.
Sicher hast du dir im Vorfeld schon Gedanken gemacht über das Für und Wider, einen Freigänger zu haben. Die Vorteile: mehr Abwechslung, mehr Bewegung, kurzum: ein artgerechtes Leben. Die Nachteile: mehr Gefahren, mehr Sorgen – zum Beispiel, wenn deine Samtpfote mal länger unterwegs ist. Und schließlich auch: mehr Kosten. Für die Kastration, fürs Chippen, die Tollwutimpfung, regelmäßige Entwurmungen und eventuelle Tierarztrechnungen, wenn sich deine Katze draußen verletzt. Auch die Katzenklappe, die eingebaut werden muss, ist ein Aufwand. Das alles hast du gut abgewogen und dein Entschluss steht fest? Glückwunsch! Ihr seid bereit für die ersten Schritte in ein noch spannenderes Katzenleben.
Tipp vorab: Das Gelände abchecken.
Bevor du deiner Katze die Tür öffnest, solltest du dir einen Überblick verschaffen. Gibt es gute Versteckmöglichkeiten rund um das Zuhause? Wunderbar! Wenn nicht – schaffe welche. Am besten in direkter Umgebung zur Türe, etwa auf der Terrasse. Das können Kartons, Tischchen oder eine vertraute Höhle aus der Wohnung sein. Deine Katze wird sich vielleicht erst gründlich umsehen wollen, bevor sie größere Runden dreht. Ist der nächste Busch erst zwanzig Meter entfernt, ist das nicht so glücklich.
Der richtige Zeitpunkt
Für den ersten Ausflug solltest du einen guten Zeitpunkt wählen. Plane Zeit ein, mindestens eine Stunde, damit ihr ganz in Ruhe loslegen könnt. Deine Katze sollte ungefüttert sein, dann bleibt sie eher in deiner Nähe, lässt sich besser zurückrufen und reagiert auf Leckerlis. Und starte das Experiment nicht erst am Abend. Sonst verlässt dich schnell der Gleichmut, sollte deine Katze wegflitzen. Schätzt du deine Samtpfote als wilden Draufgänger ein? Dann warte auf ein nicht so ideales Wetter (gerne Nieselregen). Das erhöht die Chancen, dass sie nicht so lange draußen bleibt und auch nicht gleich weit weg geht. Ist deine Katze eher vorsichtig, dann wähle einen angenehmen, windstillen Tag mit Sonnenschein.
Der erste Ausflug
Öffne die Türe und warte ab, was passiert. Vielleicht steht deine Katze lange an der Schwelle und will erst mal gar nicht raus. Kein Problem. Du setzt dich nach draußen und wartest, bis sie kommt. Ist deine Katze neugierig und interessiert, dann kannst du versuchen, mit ihr ein Stückchen zu gehen. Versuche, ihre Aufmerksamkeit bei dir zu halten. Nicht durch ständiges Rufen, sonst ist deine Stimme als mächtiges Instrument bald abgenutzt. Lege ihr stattdessen ab und zu ein Leckerli auf den Boden oder zeige deiner Katze, was es alles zu entdecken gibt: Äste, Blätter, Blumen, Insekten. Entscheide nach deinem Bauchgefühl, wann du den ersten Ausflug beenden möchtest. Rufe deine Katze dann zurück oder trage sie notfalls ins Haus.
Zurück in die Wohnung
Die ersten Ausflüge sollten immer mit einem positiven Erlebnis in der Wohnung enden. Deswegen kommt jetzt das Highlight des Tages: die Fütterung. Danach kannst du noch eine Spiel- oder Kuschelrunde anhängen. Generell solltest du Deiner Katze in den Phasen, in denen sie drinnen ist, jetzt besonders viel Aufmerksamkeit schenken. Schließlich soll die Wohnung interessant und angenehm bleiben.
Weitere Erkundungsschritte
Nach und nach kannst Du die Ausflüge ausweiten und deiner Katze mehr Freiheiten zugestehen. Ihr könnt zusammen den Garten erobern. Oder um das Haus bzw. die Wohnung herumgehen. Deine Katze wartet nicht auf dich, sondern nimmt sich ihre Freiheit selbst? Auch gut. Katzen sind nicht dumm. Sie erweitern ihren Erkundungsradius mit Bedacht. Außerdem haben Katzen einen ausgezeichneten Orientierungssinn und eine kurze Fluchtdistanz. Wahrscheinlich sitzt sie unter irgendeinem Busch. Wenn der Hunger zu groß wird und sie das Klappern der Futterschüssel hört, dann kommt sie sicher nach Hause.
Einführung der Katzenklappe
Das Training mit der Katzenklappe macht erst Sinn, wenn deine Katze sich draußen bereits wohlfühlt. Die meisten Katzen lernen schnell, mit der Klappe umzugehen. Für den Anfang hilfst du mit Leckerlis nach. Da du nicht auf beiden Seiten gleichzeitig sein kannst, startest du das Training idealerweise zu Zweit. Während du mit deiner Katze auf der einen Seite der Klappe stehst und diese leicht öffnest, hält deine Helferin bzw. dein Helfer auf der anderen Seite das Leckerli als Lockmittel parat. Die Katze wird durchschlüpfen, um das Leckerli zu ergattern. Nach und nach verkleinerst du den Spalt, bis deine Katze durch die geschlossene Klappe geht. Sobald deine Samtpfote verstanden hat, dass die Klappe nachgibt und den Weg nach draußen oder drinnen eröffnet, wird sie anfangen, von selbst durchzugehen. Falls deine Katze das Klickertraining kennt, kannst du die Klappe auch so erarbeiten.
Hier findest du Tipps zum Klickertraining
Wahrscheinlich ist es für dich anfangs mindestens genauso aufregend wie für deine Samtpfote, wenn sie die Welt da draußen erobert. Eines ist sicher: Für einen Freigänger brauchst du starke Nerven. Aber es lohnt sich, denn am Ende kann deine Katze ihr Leben genießen, wie sie es am liebsten mag: selbstbestimmt und voller Abenteuer.